Wir wollen also feministischer Block_ieren. Aber was genau heißt das eigentlich? Wir haben uns in verschiedenen Gesprächen darüber ausgetauscht und das ist dabei herausgekommen.
Sichtbarkeit und Raum einnehmen:
Was uns als erstes aufgefallen ist, ist, dass feministischer Block_ieren für uns vor allem Sichtbarkeit von FLINT* auf Demos, Plena etc. bedeutet. Klar sind die auch in nicht explizit als feministisch ausgeschriebenen Blocks anzutreffen, aber wir fanden die Vorstellung sehr spaßig und empowernd in Dresden einen Block zu haben, in dem FLINT* im Gegensatz zu anderen Demos gut sichtbar sind. Zum Beispiel durch Redebeiträge, Transpis, Schilder, Sprüche. Also das die Organisationsaufgaben ausschließlich von FLINT* übernommen werden und am Tag X selbst ganz viele FLINT* Bezugsgruppen am Start sind und Gemacker, wenn überhaupt, eine Randerscheinung ist. Wir haben keinen Bock auf beschissene Demosprüche aus mackrigem Halse.
Bei Plena wollen wir durch Redelisten und gegenseitige Unterstützung darauf achten, dass sich möglichst viele Menschen trauen zu sprechen und kein dominates Redeverhalten aufkommt. Das klappt natürlich nur, wenn wir alle gemeinsam darauf achten.
Entscheidungsfreiheit:
Feministischer Block_ieren bedeutet für uns auch allen Beteiligten die Möglichkeit zu geben selbstbestimmt zu entscheiden. Uns ist in der Vergangenheit aufgefallen, dass aus Sicherheitsaspekten und in Stresssituation bei Aktionen Entscheidungen von einigen wenigen getroffen wurden ohne alle Bezugsgruppen miteinzubeziehen. Für uns sind im Konsens getroffenen Entscheidungen sehr wichtig. Aus diesem Grund versuchen wir vor der Aktion, während und danach möglichst viel zur Diskussion zu geben. Das ist ein Balanceakt, dem wir versuchen wollen gerecht zu werden.
Wir versuchen oft und so viel wie möglich Informationen und Fähigkeiten zu teilen, so dass alle Teil der Entscheidungen sein können. Alle Informationen sollen niedrigschwellig (einfach) erklärt werden, damit alle – egal mit welcher Erfahrung – sich trauen nachzufragen und sich nicht durch bestimmte Begriffe und Abkürzungen ausgeschlossen fühlen. Wir haben alle unterschiedliche Erfahrungen und deshalb auch verschiedenen Zugänge zu Begriffen.
Bedürfnisse und Unsicherheiten ernst nehmen:
Obwohl es nervt immer wieder die Kategorien „männlich“ und „weiblich“ aufzurufen, müssen wir das auch hier mal kurz machen. Die damit verknüpften Rollenbilder haben nämlich Einfluss darauf, was bei Demos, Plena, Aktion etc. als positiv bewertet wird. Ganz heruntergebrochen gehört dazu immer noch eine „männlich“ performte Stärke bei Aktionen. Pflegearbeiten werden dabei nach wie vor im Unsichtbaren von weiblich gelesenen Menschen erledigt. Wir haben da keine Lust mehr drauf. Es soll sich niemand dazu genötigt fühlen Stärke zeigen zu müssen. Ein Ort, wo Ängste und Sorgen gezeigt und besprochen werden, finden wir echt wichtig. (Wir haben auf dieser Seite schon mal damit angefangen über unsere Sorgen und Ängste zu sprechen. Könnt ja mal überlegen was euch so einfällt.) Sowohl davor, danach und während Tag X soll es die Möglichkeit zu Austausch und Auswertung geben, die sich jenseits von strategischem Fachgesimpel abspielt und emotionale Auswertungen ernst nimmt.
Wir haben in der Reflexion gemerkt, dass es gar nicht so leicht ist aus anerkannten Verhaltensmustern rauszukommen. Zum Beispiel haben wir uns ebenfalls sehr aufs Stärkezeigen fokussiert und teilweise vergessen auf unsere Bedürfnisse zu achten und uns über Zweifel auszutauschen. Aber je mehr wir uns darüber austauschen, desto leichter wird es mit der Zeit werden.
Rahmenprogramm:
Es wird rund um Tag X ein Rahmenprogramm geben, dass dafür sorgen soll, dass möglichst viele Bedürfnisse der Teilnehmenden aufgefangen werden und viele unterschiedliche Menschen mitmachen können. Dazu gehört für uns ein Ort wo es Möglichkeiten zum Ausruhen und Austauschen gibt (Ort noch nicht klar). Außerdem soll es eine Küfa geben und an dem Tag eine Hunde- und Kinderbetreuung. Wir wünschen uns dabei, dass nicht unbedingt die Menschen betreuen, die auch sonst die Hauptverantwortung für Kinder übernehmen. Sie wird außerdem sichtbar sein und klargestellt werden, dass es ohne Pflegearbeit nicht gehen würde.
Außerdem versuchen wir Plena so zu gestalten, dass auch hier Platz für Bedenken ist. Wir finden es wichtig, dass auch Ängste und Unsicherheiten thematisiert und nicht hinter einer taffen Performance versteckt werden müssen. Für uns ist Teil von Feminismus diese Kompetenz nicht abzuwerten. Auf Demos etc. gibt es oft einen spezifischen Habitus der sehr hart wirkt. Für uns bedeutet über Ängste zu sprechen , feministisch zu sein.
Wir hoffen, dass ein Raum entsteht, in dem wir ganz viel voneinander lernen können und Dinge ausprobieren, die wir noch nicht gemacht haben, wenn wir dazu Lust haben.
Vernetzung:
Abgesehen von einer gemeinsamen Aktion sehen wir feministischer block_ieren vor allem als Möglichkeit sich über Sachsen hinaus mit verschiedenen FLINT*-Bezugsgruppen und queerfeministischen Gruppen zu vernetzen. Dann können wir uns in Zukunft gegenseitig besser unterstützen und möglicherweise gründen sich durch den Tag neue FLINT*-Bezugsgruppen. Im Rahmen der Aktionen wird es Möglichkeiten zur Vernetzung geben. Zum Beispiel durch einen Vernetzungsbrunch am Tag nach der Aktion. So können schrittweise Strukturen geschaffen werden, die FLINT* handlungsfähiger in der „linken Szene“ und überall werden lassen und wir Sexismus gestärkt entgegentreten können.
Unterstützt uns gerne und meldet euch einfach über unsere Mail, wenn ihr bei KÜFA, Kinderbetreuung helfen wollt.
Außerdem freuen wir uns über Content für Redebeiträge und die Website. Egal ob Erfahrungsbericht oder ein Thema, dass euch unter den Nägeln brennt. Schickt uns einfach ne Email oder diskutiert über die Kommentarspalte mit. Wir wollen möglichst viele verschiedene Lebensrealitäten von FLINT* aufzeigen können.
Let’s be careful with each other so we can be dangerous together!