Feministische Praxis: Ängste und Sorgen

Da für uns Teil feministischer Praxis ist, sich auch über Sorgen und Ängste auszutauschen, findet ihr hier einen Beitrag, in dem wir genau das tun. Wir haben uns in verschiedenen Gesprächen damit beschäftigt und das hier ist dabei rausgekommen.

Wir planen, wir arbeiten, wir plenieren – alles nur um einen bombastischen feministischen Block auf die Beine zustellen, nur um auf alle Eventualitäten perfekt vorbereitet zu sein, nur um auch drumherum an alles gedacht zu haben. Wirklich NUR deswegen? Um wirklich ALLES bedacht zu haben?

Diese NUR und ALLES wirken ganz schön erdrückend: Sie lasten schwer auf unseren Schultern und haben einigen von uns schon schlaflose Nächte beschert. Denn wir haben Angst. Angst und Befürchtungen das irgendwas schief geht, irgendetwas passiert, auf das wir keinen Einfluss haben oder noch schlimmer, irgendetwas passiert, auf das wir Einfluss gehabt hätten. Da geistern viele Sorgen bei uns rum – sich diesen bewusst zu werden ist zumindest ein erster Schritt.

Was passiert wenn unser Strategie nicht aufgeht? Weil wir zu unerfahren sind – weil unsere Idee nicht funktioniert – weil die Nazis doch alles ganz anders machen – weil die Cops unseren Block mit krassen Repressionen begegnen…
Stimmt, Repressionen – ist doch eigentlich unlogisch welche zu bekommen für einen feministischen Block – oder nicht? Wie hart könnten die uns treffen? Haben die dann vielleicht Auswirkungen auf unser ganz „privates“ Leben – unsere Zukunft?

Privat, außerhalb von der Orgaarbeit, läuft gerade auch echt viel, naja bei manchen, aber so richtig, richtig zufrieden ist kaum eine*r. Da sind die Plena und Treffen schon eine schöne Abwechslung, anderseits aber auch noch ein Termin mehr. Schaffen wir es unsere eigenen Grenzen zu beachten? Jetzt vorher und auch bei der Aktion? Und was ist mit den Grenzen der anderen? Take care of each other – gar nicht so leicht…

Da ist ja schließlich auch an viel zu denken, für all die Menschen, die wir einbinden wollen, denen wir die Möglichkeit geben wollen, sich an unserem Block zu beteiligen. Küfa, Kinderbetreuung, Hundebetreuung, Rückzugsraum & Emotional First Aid haben wir euch versprochen – haben wir uns versprochen. Aber das muss organisiert werden, dafür muss es Menschen geben, die sich einbringen, Orte, an denen das möglich ist, Pläne, die das möglich machen. Ziemlich viel zu bedenken – was ist wenn wir das alles nicht hinkriegen? Wenn es nicht genügend Menschen, Orte und Pläne gibt?
Werden wir dann noch unserem Anspruch gerecht? Werden wir dann noch eurem Anspruch gerecht? Werden wir dann noch dem feministischen Anspruch gerecht? Was passiert wenn wir etwas vergessen? Uns trotz langer Überlegungen für die unemanzipatorischere Option entscheiden?

Was davor und intern geschieht bekommt ja schließlich keine*r mit. Wie werden wir dann wahrgenommen? Wie seht ihr uns dann? Was haltet ihr dann von der feministischen Strategie?
Was passiert wenn unser Block von Mackern überrannt wird? Wie sollen wir uns dann verhalten, ohner selber zu autoritär oder zu mackrig zu werden? Und haben wir nicht schon längst begonnen uns im mackrigen knallharten Verhalten zu trainieren, anstelle bedürfnissorientierter zu arbeiten?

Da ist wieder der Druck den wir fühlen. Das Gefühl, dass wir uns beweisen müssen, dass wir unsere Ideen beweisen müssen und ein bisschen auch dass wir den feministischen Ansatz beweisen müssen. Dass die „linke Szene“ auf uns schaut und uns beurteilt. Machen wir uns aber damit nicht größer als wir sind? Was ist wenn unser Konzept gar nichts ändert? Nicht nachhaltig ist?

Was ist wenn wir als Gruppe versagen?

Wobei „versagen“, was ist das überhaupt? Wann haben wir versagt? Wenn wir das NUR und ALLES nicht erreicht haben? Wenn der feministische Block nicht funktioniert? Eigentlich geht es uns doch um mehr! Wir arbeiten zusammen! Wir haben ein Gruppe gebildet und hatten schöne Plena in empowernder Atmosphäre. Wir haben uns gegenseitig kennengelernt, von einander gelernt und uns gemeinsam weitergebracht – und all das wollen wir auch noch fortführen. Rund um den 13.02. konnten wir bereits feministische Praxis leben und das soll nicht das Ende sein.

Viele unserer Ängste und Sorgen rühren aus einer nicht sonderlich emanzipatorischen Perspektive. Wir haben Versagensangst, Druck und fokussieren uns nur auf den Erfolg, das eine Ziel. Doch diesen Ängsten begegnen wir mit unserem Konzept, mit unserer Arbeit drumherum – die schon jetzt und hoffentlich auch in Zukunft – viel mehr ausmacht als das, was nach Tag X auf Twitter und Indymedia steht. Und es ist in Ordnung diese Ängste und Befürchtungen zu haben. Irgendwie gehen sie ja mit jeder Planung und Organisation einher. Es ist auch in Ordnung die Ängste und Befürchtungen zu haben, die darüber hinaus gehen, die das ganze anzweifeln oder aus den privaten Problemen kommen.

Aber es ist wichtig darüber zu reden, sie zu formulieren und sich vielleicht bewusst zu machen wo sie herrühren und wie wir Ihnen begegnen können. Angst zu haben ist keine Schwäche. Angst zu haben ist ganz normal. Sie zu artikulieren, sie sichtbar zu machen ist schwer. Wir haben es erst für uns einzeln gemacht, dann für uns in der Gruppe und jetzt wollen wir sie auch mit euch teilen. Denn auch das ist Teil unserer feministischen Praxis. Denn wir sind unsicher, haben Befürchtungen und Ängste – doch das ist ok – und wir stehen dazu!
In unserem Block soll es Raum geben für Ängste und Befürchtungen – sie dürfen artikuliert werden und sollen berücksichtigt werden, egal wie unterschiedlich sie sind. Umso mehr würden wir uns freuen, wenn dieser Text euch vielleicht auch dazu bewegt, eure Ängste zu zulassen. Schließlich ist Femninistischer Block_ieren kein leichtes Unterfangen. Aber gemeinsam können wir es angehen, auch ohne extreme Härte und gespielter Coolheit, dafür mit all unseren Sorgen, vermeintlichen Schwächen und Grenzen. Gemeinsam FEMINISTISCHER Block_ieren!

Natürlich ist jeder Text, besonders wenn er über Ängste und Sorgen geht, sehr subjektiv. Weitere Blickwinkel von verschiedenen Menschen folgen bald hier!

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